Die Schweiz gehörte 1800 zu den am weitesten industrialisierten Ländern der Welt. Im Unterschied zu anderen Ländern gab es in der Schweiz jedoch kaum Schwerindustrie und wenige grosse Fabriken. Sehr verbreitet war dagegen die Heimarbeit. Die industrielle Revolution begann in der Schweiz wie in England mit der Spinnerei- und Baumwollind

Die Schweiz machte sich schon 11 Jahre später konkurrenzfähig, indem in St. Gallen um 1801 die erste automatische Spinnerei gegründet wurde. 120 Arbeiter wirkten an 26 automatischen Spinnmaschinen mit 204 Spindeln. Die zweite Spinnerei folgte schon 1 Jahr darauf. 1802 wurde in Winterthur-Wülflingen eine wesentlich modernere Spinnerei mit 10000 Spindeln an 44 Spinnmaschinen, welche von 250 Arbeiter kontrolliert wurden, gegründet. 13 Jahre später, also im Jahre 1815 zählte man in der Schweiz schon ca. 150 Spinnereien, davon 70 im Kanton Zürich. Das Spinnen in Heimarbeit verschwand schnell, die Heimarbeiter mussten neue Arbeit suchen. Ziemlich gleich erging es den Heimwebern, denn um 1830 entstanden

- Jahr: Garnproduktion:
1814: 800 Tonnen
1843: 8300 Tonnen
1853: 7800 Tonnen
1864: 9300 Tonnen
1870: 16’500 Tonnen
1888: 22500 Tonnen
- Jahr: Anzahl Spindeln:
1814: 150’000 Tonnen
1836: 640’000 Tonnen
1843: 740’000 Tonnen
1855: 920’000 Tonnen
1864: 1’500’000 Tonnen
1870: 1'820’000 Tonnen
1888: 1'740’000 Tonnen
- Jahr: Anzahl Arbeiter:
1827: 12’000 Tonnen
1843: 14’000 Tonnen
1855: 16’000 Tonnen
1872: 20’000 Tonnen
1882: 14’000 Tonnen
Die Spinn- und Webereien entstanden mehrheitlich in den Gebieten, in welchen bis dahin die Heimarbeiter gearbeitet haben. Die Fabrikgründer waren oft die Verlagsherren, welche beim Verlagssystem die Heimarbeiter mit Rohmaterialien beliefert hatten, und ihnen dann die fertigen Produkte wieder abgekauft hatten. Die Fabriken wurden an Flüssen oder Bächen gebaut, damit die, mit Hilfe von Wasserräder erhaltene Energie, über Transmissionsriemen an die Maschinen weitergeleitet werden konnte. Ein Risiko bei dieser Energiegewinnung bestand darin, dass bei längerer Trockenheit kein Wasser mehr floss und somit die Fabrikarbeiten unterbrochen werden mussten. Trotz der Erfindung der Dampfmaschine waren die Wasserräder bis am Ende des 19. Jahrhunderts die meist genutzte Energiequelle. Dann aber ersetzte die Elektrizität die Wasserräder. Aus der Textilindustrie entwickelte sich schon bald die Maschinenindustrie. Wie das passierte, werde ich euch jetzt mit der Entstehung der Maschinenbaufirma Escher-Wyss erklären. Die Spinnmaschinen mussten zu Beginn noch in Grossbritannien gekauft werden. Falls eine Maschine defekt war, wurde ein Mechaniker aus England gebraucht, um den Schaden wieder zu reparieren. Den Schweizer Fabrikbesitzern passte diese Abhängigkeit überhaupt nicht, am wenigsten dem Zürcher Kaufmann Hans Caspar Escher. Er erweiterte schon 1810 seine Fabrik mit einer Werkstatt, in welcher Ersatzteile für die Maschinen hergestellt wurden. Nach und nach produzierte seine Firma auch schon die ersten Spinnmaschinen, welche er, falls er sie nicht selbst benötigte, anderen Spinnereien verkaufte. Schon 24 Jahre später war
der Maschinenbau viel gewinnbringender als die Spinnarbeit, an den verkauften Maschinen verdiente er nämlich 5x soviel wie am verkauften Garn. Somit wurde aus dieser Spinnerei eine Maschinenfabrik. Schon bald hatte die Fabrik Escher-Wyss nicht nur Spinn- und Webmaschinen im Angebot, sondern auch Schiffsmotoren, Pumpen und Dampfmaschinen. Die Firma funktionierte ausgezeichnet und hatte um 1855 schon über 1000 Angestellte.





Als nächstes werden Sie ein bisschen über die Bank- und Versicherungsindustrie erfahren:

