Freitag, 16. Mai 2008

Industrialisierung der Schweiz

Als erstes, werden Sie über die Revolution der Textilindustrie etwas lesen können:


Die Schweiz gehörte 1800 zu den am weitesten industrialisierten Ländern der Welt. Im Unterschied zu anderen Ländern gab es in der Schweiz jedoch kaum Schwerindustrie und wenige grosse Fabriken. Sehr verbreitet war dagegen die Heimarbeit. Die industrielle Revolution begann in der Schweiz wie in England mit der Spinnerei- und Baumwollindustrie. 1790 wurde erstmals maschinell hergestelltes Garn, welches viel billiger war als das Garn der Schweizer Heimarbeiter, aus Grossbritannien in die Schweiz eingeführt. Die Schweiz musste sich entscheiden, entweder einige Spinnfabriken einzuführen oder auf die Garnproduktion zu verzichten.





Die Schweiz machte sich schon 11 Jahre später konkurrenzfähig, indem in St. Gallen um 1801 die erste automatische Spinnerei gegründet wurde. 120 Arbeiter wirkten an 26 automatischen Spinnmaschinen mit 204 Spindeln. Die zweite Spinnerei folgte schon 1 Jahr darauf. 1802 wurde in Winterthur-Wülflingen eine wesentlich modernere Spinnerei mit 10000 Spindeln an 44 Spinnmaschinen, welche von 250 Arbeiter kontrolliert wurden, gegründet. 13 Jahre später, also im Jahre 1815 zählte man in der Schweiz schon ca. 150 Spinnereien, davon 70 im Kanton Zürich. Das Spinnen in Heimarbeit verschwand schnell, die Heimarbeiter mussten neue Arbeit suchen. Ziemlich gleich erging es den Heimwebern, denn um 1830 entstanden die ersten mechanischen Webereien. Nach und nach verschwand die Heimweberei. Die einzige Arbeit, die den Handwebern noch blieb, waren kostbare und anspruchsvolle Stoffe wie Seide.Wie die Zahl der Garnproduktion ,die Spindelnanzahl und die Anzahl Angestellter in den Schweizer Spinnereien stieg, wird Ihnen anhand von 3 Aufzählungen gezeigt.


  • Jahr: Garnproduktion:

1814: 800 Tonnen

1827: 2800 Tonnen

1843: 8300 Tonnen

1853: 7800 Tonnen

1864: 9300 Tonnen

1870: 16’500 Tonnen

1888: 22500 Tonnen
  • Jahr: Anzahl Spindeln:

1814: 150’000 Tonnen

1827: 400’000 Tonnen

1836: 640’000 Tonnen

1843: 740’000 Tonnen

1855: 920’000 Tonnen

1864: 1’500’000 Tonnen

1870: 1'820’000 Tonnen

1888: 1'740’000 Tonnen
  • Jahr: Anzahl Arbeiter:
1814: 8000 Tonnen

1827: 12’000 Tonnen

1843: 14’000 Tonnen

1855: 16’000 Tonnen

1872: 20’000 Tonnen

1882: 14’000 Tonnen

Die Spinn- und Webereien entstanden mehrheitlich in den Gebieten, in welchen bis dahin die Heimarbeiter gearbeitet haben. Die Fabrikgründer waren oft die Verlagsherren, welche beim Verlagssystem die Heimarbeiter mit Rohmaterialien beliefert hatten, und ihnen dann die fertigen Produkte wieder abgekauft hatten. Die Fabriken wurden an Flüssen oder Bächen gebaut, damit die, mit Hilfe von Wasserräder erhaltene Energie, über Transmissionsriemen an die Maschinen weitergeleitet werden konnte. Ein Risiko bei dieser Energiegewinnung bestand darin, dass bei längerer Trockenheit kein Wasser mehr floss und somit die Fabrikarbeiten unterbrochen werden mussten. Trotz der Erfindung der Dampfmaschine waren die Wasserräder bis am Ende des 19. Jahrhunderts die meist genutzte Energiequelle. Dann aber ersetzte die Elektrizität die Wasserräder. Aus der Textilindustrie entwickelte sich schon bald die Maschinenindustrie. Wie das passierte, werde ich euch jetzt mit der Entstehung der Maschinenbaufirma Escher-Wyss erklären. Die Spinnmaschinen mussten zu Beginn noch in Grossbritannien gekauft werden. Falls eine Maschine defekt war, wurde ein Mechaniker aus England gebraucht, um den Schaden wieder zu reparieren. Den Schweizer Fabrikbesitzern passte diese Abhängigkeit überhaupt nicht, am wenigsten dem Zürcher Kaufmann Hans Caspar Escher. Er erweiterte schon 1810 seine Fabrik mit einer Werkstatt, in welcher Ersatzteile für die Maschinen hergestellt wurden. Nach und nach produzierte seine Firma auch schon die ersten Spinnmaschinen, welche er, falls er sie nicht selbst benötigte, anderen Spinnereien verkaufte. Schon 24 Jahre später war der Maschinenbau viel gewinnbringender als die Spinnarbeit, an den verkauften Maschinen verdiente er nämlich 5x soviel wie am verkauften Garn. Somit wurde aus dieser Spinnerei eine Maschinenfabrik. Schon bald hatte die Fabrik Escher-Wyss nicht nur Spinn- und Webmaschinen im Angebot, sondern auch Schiffsmotoren, Pumpen und Dampfmaschinen. Die Firma funktionierte ausgezeichnet und hatte um 1855 schon über 1000 Angestellte.



Jetzt kommen Sie zur Uhrenindustrie:

Fast gleichzeitig wie die Textilindustrie begann in der Westschweiz, vorwiegend in den Kantonen Genf, Neuenburg und Jura, die Uhrenherstellung. Die Uhren wurden ursprünglich in Heimarbeit angefertigt. Vor allem Bauern arbeiteten den Winter durch an Uhren, da sie auf dem Feld nicht so viel zu tun hatten. Sie stellten verschiedene Bestandteile der Uhr her, welche sie dann in ein Atelier lieferten. Dort wurden die Bestandteile zu Uhren zusammengesetzt. Nachdem die ersten Maschinen hergestellt wurden, benutzen auch die Uhrenhersteller diese für die Produktion. Aufgrund dessen wohnten die Uhrenhersteller fast ausschliesslich an fliessenden Gewässern, damit sie die Wasserräder als Energieträger nutzen konnten. Die Energie, welche dadurch erzeugt wurde, wurde mittels Transmissionsriemen auf die Maschinen übertragen. Am Anfang der Produktion mit Maschinen wurde die Endproduktion immer noch von Hand bewältigt. Im Laufe der Zeit wurden jedoch auch die Uhren nicht mehr zu Hause in kleiner Anzahl, sondern in Fabriken in Massenproduktion hergestellt. Heute ist die Uhrenindustrie einer der wichtigsten Wirtschaftlichen Zweige der Schweiz. Auf dem Weltmarkt hat die Schweiz den grössten Anteil an Uhren zu verzeichnen.





Nun kommen Sie zu der chemischen Industrie. Die chemische Industrie kam zustande, weil mit der Textilindustrie die Nachfrage nach Färbemitteln immer mehr anstieg. Die erste chemische Fabrik in der Schweiz wurde schon 1804 in Aarau gegründet. Die grosse Zeit der chemischen Industrie, welche heute eine der bedeutendsten Wirtschaftszweige darstellt, begann erst etwa 50 Jahre später. Als nämlich Alexander Clavel, Louis Durand und Etienne Marnas im Jahre 1859 aus Frankreich nach Basel einwanderten, stellte sie synthetische Anilinfarben her. Seit 1884 ist ihr Betrieb unter dem Namen „Chemische Industrie in Basel (CIBA)“ bekannt. Um 1858 entnahm Johann Rudolf Geigy Farbhölzern Hilfsstoffe zur Farbenproduktion. Seine gegründete Firma nannte sich Geigy. Im Jahre 1864 zogen Johann Gerber und Armand Gerben aus Mülhausen nach Basel, um ihren Farbstoff Azalein produzieren zu können. Sie kamen nach Basel weil die Patentanmeldung ihres Farbstoffes in Frankreich gescheitert war. Somit wurde die Chemische Industrie in Basel zum wichtigsten Industriezweig. 1886, also nur nach 2 Jahren in der Firma CIBA, gründeten 2 Mitarbeiter dieser Firma, nämlich der Chemiker Alfred Kern und der Prokurist Ecouard Sandoz die Firma Kern und Sandoz. Diese unternahmen Lieferungen von Farbstoffen nach Asien. In den folgenden 20 Jahren fusionierten zuerst die Firmen Geigy und CIBA zu CIBA-Geigy und später fusionierte CIBA-Geigy mit Sandoz zu Novartis. Wie ihr wohl alle wisst ist Novartis auch heute noch eine grosse, wichtige Firma in Basel. Seit 1885 kam Die Herstellung von synthetischen Medikamenten zur Farbenchemie hinzu. Fritz Hoffmann- La Roche gründete 1896 in Basel sein chemisches Unternehmen und spezialisierte sich von Anfang an auf die Heilmittelchemie. Seine Firma, welche F. Hoffmann-La Roche AG heisst, ist auch heute noch eine der führenden Medikamentfirmen der Welt. Im Jahre 1896 exportierten die Schweizer Chemiefirmen Materialien im Wert von knapp 18 Mio. Franken, wovon 78% Farbstoffe waren.

Als nächstes werden Sie ein bisschen über die Bank- und Versicherungsindustrie erfahren:

Im Jahre 1850 wurde das Kreditgeschäft hauptsächlich durch Sparkassen dominiert. Von 171 Kreditinstituten waren 150 ALS Sparkassen, fünf als Kantonalbanken, 3 als Hypothekarkassen und 13 als Lokalbanken organisiert. Dies änderte sich aber schon im Jahre 1856, als Alfred Escher die erste Schweizer Grossbank unter dem Namen Schweizerische Kreditanstalt (SKA), heute Crédit Suisse gründete. Die SKA verstand sich als Bank für Industrie und Handel und spielte bei der Finanzierung der bis zur Verstaatlichung 1902 privat betriebenen Eisenbahnen eine grosse Rolle. 2 Jahre später, also im Jahre 1858 gründete Escher auch die Schweizerische Lebensversicherungs- und Renteanstalt. 1872 schlossen sich Basler Privatbankiers zum Bankverein zusammen, der einige Zeit später durch die Fusion mit der Bankgesellschaft zur grössten Bank der Schweiz, nämlich zur UBS wurde. Die ersten modernen Banknoten wurden 1716 in Paris unter dem System des Merkantilismus herausgegeben. Die ersten, annähernd nicht so modernen Banknoten in der Schweiz wurden erst über 100 Jahre später in Bern in Betrieb genommen. In den folgenden 50 Jahren wurden in der ganzen Schweiz Banknoten aufgenommen. Jedoch waren alle Noten verschieden, da es noch kein Gesetz für einheitliche Banknoten gab. Im Jahre 1880 scheiterte jedoch ein Versuch, ein solches Gesetz umzusetzen. Ein Jahr später kam wurde das erste schweizer Banknotengesetz angenommen. Noch waren es keine komplett einheitlichen Noten, immerhin mussten es gleiche Notenbilder sein, welche sich
nur noch durch Namen und Unterschriften der ausgebenden 61 Banken unterschieden. Im zweiten Anlauf wurde das Gesetz, welches vorschrieb, dass alle Noten gleich sind, im Jahre 1891 angenommen. Bis es jedoch gesetzlich verankert war, vergingen nochmals 14 Jahre. Im Jahre 1907 wurde die Schweizer Nationalbank in Bern in Betrieb genommen

Montag, 5. Mai 2008

Verkehrsentwicklung

Früher gab es keine Motoren. Man musste einen Weg zu Fuss, mit dem Fahrrad oder mit dem Pferd zurücklegen. Reisen konnte nur die Oberschicht, da sonst niemand das Geld dazu hatte. Als die Leute meist noch dort wohnten wo sie arbeiteten, dienten die Verkehrsmittel und Verkehrswege vor allem dem Transport von Waren. Die Schweiz ist ein gebirgiges Land und es liegt mitten in Europa. Die Waren mussten deshalb oft mühsam umgeladen werden und auf einfachen Schiffen, auf Wagen, mit Tieren oder sogar mit Traggestellen auf dem Rücken von Menschen transportiert werden. Da der Bevölkerungswachstum stieg, benötigte man schnellere Transportmittel und wollte deshalb Maschinen erfinden.

Dampfschiff:

Nach der Erfindung der Dampfmaschine begann man mit dem Bau von Dampfschiffen und Eisenbahnen. So konnte man Transporte ohne die Muskelkraft von Menschen und Tieren ausführen. Auf dem Genfersee begann 1823 mit dem von einem US-amerikanischen Ingenieur konstruierten "Guillaume Tell" das Zeitalter der Dampfschifffahrt. 1826 fuhr auf dem Lago Maggiore im Tessin das erste Dampfschiff.








Die Eisenbahn:

Die Entwicklung, die zur Eisenbahn führte, spielte sich nicht auf den öffentlichen Straßen, sondern im Bergbau ab, wo es seit 1530 auf hölzernen Gleisen fahrende Eisenbahnen gibt. Der Beginn der Geschichte der Eisenbahn ist das Jahr 1804, als Richard Trevithik die erste Dampflokomotive in Betrieb nahm. Die Eisenbahn entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem vernetzten Verkehrsmittel, das die Reisezeiten verkürzte. Ein ganz besonderer Meilenstein war sicher der Bau der Gotthardstrecke mit einem Tunnel durch die Alpen. Jetzt konnte man Güter und Personen viel einfacher und schneller zwischen Nord- und Südeuropa verschieben.
So wurde die Eisenbahn zum wichtigsten Verkehrsmittel für die Verbindung von Nord- und Südeuropa. Nachdem der elektrische Strom als Energieträger entdeckt wurde, konnten Elektromotoren entwickelt und für viel leistungsstärkere Lokomotiven verwendet werden. Die Bahn gewann damit in der Schweiz weiter an Bedeutung.
Die Schweiz setzt auch heute noch stark auf den Schienenverkehr. Mit dem Projekt „Bahn 2000“ bringen neue Linienführungen schnellere Verbindungen zwischen den grossen Zentren der Schweiz, und mit dem Bau der NEAT wird der Transitschienenverkehr durch die Schweiz stark gefördert.
Die Schweiz hat heute hinter Belgien das dichteste Schienennetz der Welt, und ausser in Japan werden nirgendwo auf der Welt so viele Kilometer pro Einwohner mit der Bahn zurückgelegt wie hier.


Der Strassenverkehr:

Um 1885 wurde der Verbrennungsmotor erfunden. Damit war es möglich Automobile zu bauen, welche sich unabhängig von Schienen- und Wasserwegen fortbewegen liessen. Das Wegnetz konnte nun also ausgebaut und besser befahrbar gemacht werden, um Güter und Personen einfach und in grosser Zahl weiter auch auf Strassen und an entlegene Orte zu bringen.
Mit der Zeit konnten sich immer mehr Leute ein eigenes Auto leisten, brauchten eines um arbeiten zu gehen oder wollten in der Freizeit Ausflüge machen. So nahm auch der private Personenverkehr auf der Strasse stark zu. Die Strassen wurden weiter vergrössert, mit Autobahnen schuf man schnelle Verbindungen über grosse Distanzen und selbst entlegene Orte sind heute mit Strassenverbindungen erschlossen. Auch für den Strassenverkehr hat man durch den St. Gotthard einen Autobahntunnel gebaut, so dass man heute von Deutschland durch die Schweiz nach Italien fahren kann, ohne ein einziges Mal ab der Autobahn fahren zu müssen.
Heute müssen auch laufend neue Umfahrungs- und Entlastungsstrassen gebaut werden, um den zunehmenden Strassenverkehr zu schlucken.
Eines der grössten Strassenbauprojekte in unserer Umgebung ist im Moment der Bau der Autobahn durchs Knonaueramt, dank der unsere Gegend bald einmal direkt per Autobahn an Zürich angeschlossen sein wird.


Ganz allgemein kann man sagen, dass der Güter- und Personenverkehr sicherlich auch weiterhin zunehmen wird. Um nicht im Strassenverkehr zu ersticken, versucht man den öffentlichen Verkehr auszubauen und vor allem den Gütertransitverkehr durch die Schweiz so weit wie möglich von der Strasse auf die Schiene zu bringen.